Wenn du glaubst GOTT zu sein aber dein Verstand dir nicht glaubt
- Christian Vorsmann

- 15. Aug.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Aug.

Du bist Gott – aber erklär das mal deinem Verstand
Stell dir einmal vor, du wachst morgen früh auf – und mitten zwischen dem ersten Blinzeln, dem Ausstrecken deiner Glieder und dem Gedanken an deinen Kaffee trifft dich eine Erkenntnis wie ein warmer Lichtstrahl: Du bist alles. Nicht nur dieser eine Mensch, der zur Arbeit muss, Mails beantwortet und seine Steuererklärung abgeben sollte. Sondern wirklich alles, was ist. Die Quelle, das Feld, das Bewusstsein, das jede Form trägt. Die Essenz selbst. Gott.
Das klingt im ersten Moment wie eine Mischung aus Hochgefühl und Größenwahn. Aber was, wenn es tatsächlich so ist? Was, wenn dieses „Gott sein“ nichts mit Macht Spielchen zu tun hat, sondern einfach die nüchterne Wahrheit ist?
Welche Ziele hättest du dann noch? Worauf würdest du hinarbeiten, wenn du bereits alles bist – und alles in dir ruht? Vielleicht gäbe es nur noch eins: dich zu erfreuen an dem, was du bist. Zu spielen. Zu erfahren. Dich zu genießen.
Doch genau hier betritt jemand die Bühne, der damit ein gewaltiges Problem hat:
dein Verstand.
Der praktische, aber kleinkarierte Chef im Kopf
Dein Verstand betrachtet dich nicht als göttliche Essenz, sondern als etwas deutlich Kleineres: einen Körper mit einer Adresse, einer Steuer-ID, einem Kühlschrank, der gefüllt werden muss, und einer To-do-Liste, die dich im Griff hat.
Er ist wie das Mittelstück eines Kopfhörers: praktisch, weil er Dinge verbinden kann, aber völlig unfähig, selbst Musik zu machen. Er kann nur verarbeiten, was schon da ist – niemals erschaffen.
Und trotzdem will er ständig Chef sein. Er glaubt zu wissen, was Sicherheit bedeutet. Er misst Erfolg in Zahlen, Terminen und Zielerreichung. Er liebt Pläne, Strukturen, Kontrolllisten – und er misstraut allem, was nicht beweisbar ist.
Das ist in manchen Situationen extrem nützlich. Aber wenn es darum geht, deine wahre Natur zu erkennen, ist dein Verstand so hilfreich wie ein Taschenrechner beim Malen eines Sonnenuntergangs.
Die Falle der Wahrnehmung
Die Welt existiert – für dich – nur, weil du sie wahrnimmst. Ohne deine Sinne, ohne dein Bewusstsein gäbe es keine „Welt“, sondern nur unendliches Potenzial.
Und Wahrnehmung ist immer subjektiv. Sie läuft durch Filter, die aus deinen Erfahrungen, deiner Erziehung, deinen kulturellen Prägungen und unzähligen Bewertungen bestehen. Dein Verstand liebt es, alles in „wünschenswert“ oder „nicht wünschenswert“ einzuteilen.
Das ist praktisch, wenn du einen neuen Schrank aussuchen willst – aber fatal, wenn du versuchst, die Wahrheit zu erkennen.
Denn deine Realität ist keine objektive, unverrückbare Wahrheit. Sie ist eine Projektion. Du wirfst deine innere Landkarte auf das, was ist, und nennst das „Realität“.
David R. Hawkins hat es treffend beschrieben: Der Verstand lebt von der Unterscheidung zwischen „gut“ und „schlecht“ – und genau diese Unterscheidung hält dich in der Dualität gefangen.
Warum dein Ego zittert
Für dein Ego ist die Vorstellung, dass du Gott bist, so bedrohlich wie der Gedanke eines Wachhundes, dass es keine Einbrecher gibt. Wenn du wirklich alles bist, braucht dich niemand zu beschützen. Es gibt kein Außen, das dich bedrohen könnte.
Doch das Ego lebt von Gegensätzen: von Gewinn und Verlust, von Erfolg und Scheitern, von Schön und Hässlich, von Ich und Du. Erkennst du, dass all diese Gegensätze nur Illusionen sind, verliert es seine Bühne. Kein Drama, kein Drehbuch – nur noch der stille Raum, in dem alles sein darf.
Die Prüfung
Vielleicht ist es so: Irgendwann auf dem spirituellen Weg kommt der Moment, an dem all die schönen Worte und tiefen Erkenntnisse auf die Probe gestellt werden. Nicht in einem Meditationsraum. Nicht bei Kerzenschein. Sondern mitten im Sturm – wenn es ernst wird, wenn es weh tut, wenn die Entscheidung, die vor dir liegt, vielleicht weitreichende Folgen hat.
Dann stehst du da und hast die Wahl: Folge ich meinen alten Reflexen, den Stimmen der Angst, den gut gemeinten Warnungen der Außenwelt? Oder gehe ich den Weg, den ich mir selbst versprochen habe – den Weg mit Gott, so wie ich ihn verstehe?
Und plötzlich tauchen sie alle auf, wie alte Bekannte:
Angst.
Zweifel.
Schmerz.
Sie kommen nicht, um dich zu vernichten, sondern um dich zu prüfen. Sie sind das Nadelöhr, durch das du gehst, bevor sich ein neues Bewusstseinsfeld öffnet.
Das bedeutet nicht, dass es einen „richtigen“ oder „falschen“ Weg für alle gibt. Jeder Mensch trägt in sich den inneren Kompass, der nur für ihn bestimmt ist. Manchmal führt dieser Kompass in eine Klinik. Manchmal in die Stille. Manchmal in beides.
Die eigentliche Prüfung ist nicht, was du tust – sondern, ob du aus Angst handelst oder aus innerer Klarheit.
Und wenn du gehst, wenn du trotz allem gehst, dann geschieht etwas.Du wirst nicht nur Zeuge deiner eigenen Standhaftigkeit, sondern ein lebendiges Beispiel für andere.
Manche nennen es Mut. Manche nennen es Glauben. Ich nenne es den Moment, in dem sich die Spreu vom Weizen trennt.
Wer sitzt am Steuer?

Der Verstand ist ein exzellenter Diener, aber ein miserabler Chef. Er ist analytisch, präzise, logisch – aber völlig unfähig, den Weg in ein freies, erfülltes Leben zu weisen.
Das Ziel ist nicht, ihn loszuwerden, sondern ihm den Platz zu geben, der ihm zusteht: auf der Rückbank. Auf den Fahrersitz gehört dein Bewusstsein. Und neben dich, auf den Beifahrersitz, dein Herz – als Navigator.
Stell dir vor: Dein Bewusstsein hält das Steuer. Dein Herz gibt die Richtung vor. Und dein Verstand? Der sitzt hinten, darf kluge Fakten einwerfen, an historischen Anekdoten feilen oder einen Witz machen – aber er entscheidet nicht mehr, wohin es geht.
Das ist der Moment, in dem du vom Reagieren ins Schöpfen wechselst. Deine Entscheidungen kommen dann nicht mehr aus Angst, Mangel oder Gewohnheit, sondern aus einer klaren, stillen, inneren Gewissheit.
Die große Täuschung der Sinne
Alles, was du mit deinen fünf Sinnen wahrnimmst, ist nur ein winziger Ausschnitt dessen, was wirklich existiert.Farben, die dein Auge nicht sieht. Frequenzen, die dein Ohr nicht hört. Energien, die dein Tastsinn nicht spürt. Dimensionen, die dein Denken nicht erfassen kann.
Und doch tun wir so, als sei das Sichtbare die ganze Wahrheit. Selbst wenn ein geliebter Mensch physisch geht, bleibt seine Essenz.
Jenseits der physischen Sinne gibt es feinstoffliche Ebenen: Astralkörper, Mentalkörper, Kausalkörper – Schichten des Seins, die weit über das Materielle hinausreichen.
Auf diesen Ebenen können wir uns begegnen, auch wenn kein Telefon klingelt und kein Raum uns verbindet. Für den Verstand klingt das nach Science-Fiction – für das Bewusstsein ist es so natürlich wie Atmen.
Der stille Aha-Moment
Erleuchtung ist kein neues Wissen, das du dir aneignest. Es ist das Ende der Suche nach Wissen – weil du erkannt hast, dass das, wonach du gesucht hast, schon immer hier war.
Dein Verstand muss nicht schweigen, um Frieden zu finden Er muss nur verstehen, dass er nicht der Regisseur ist. Er darf mitspielen, aber nicht mehr entscheiden.
Wenn dein Bewusstsein den Fahrersitz übernimmt, verändert sich deine Wahrnehmung grundlegend: Du erkennst in jedem Menschen die gleiche göttliche Essenz wie in dir selbst. Angst, Mangel und sogar Krankheit verlieren ihre absolute Macht, weil sie nicht mehr den Kern deiner Identität berühren.
Fazit: Lass ihn reden
Du bist Gott – aber erklär das mal deinem Verstand. Er wird zweifeln. Er wird Beweise fordern. Er wird dir endlose Gegenargumente präsentieren.
Lass ihn reden. Er ist nicht dein Gefängniswärter – nur das Hintergrundrauschen im Film deines Lebens.
Die Wahrheit liegt tiefer. In einem klaren, weiten, liebevollen Gewahrsein, das du bist. Und wenn du einmal dort bist – wirklich dort – erkennst du:
Du warst nie weniger als alles, was ist. Und du kannst es nicht verlieren.



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