Vernetzt – und doch nicht verbunden
- Christian Vorsmann

- 31. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Aug.
Wir leben in einer Zeit, in der alles mit allem verbunden scheint. Ein Klick, ein Herzchen, eine Reaktion – und schon ist die Illusion von Nähe da. Und doch bleibt oft ein leiser Schmerz zurück. Wir sind vernetzt, ja. Aber sind wir wirklich verbunden? Inmitten von digitaler Präsenz, Gruppen, Likes und Kommentaren fehlt oft das, was uns als Menschen im Innersten berührt: echte Resonanz. Es geht nicht um Rückmeldungen der Bestätigung, sondern um ein stilles Gefühl des Gesehenwerdens, ein echtes „Ich bin da – und ich fühle dich“. Das bleibt oft aus. Und das tut weh.
Viele von uns kennen dieses Gefühl, manche seit der Kindheit. Dieses innere Vakuum, das sich zeigt, wenn wir etwas Echtes teilen – einen Gedanken, ein Gefühl, ein Stück Seele – und auf der anderen Seite… bleibt es still. Vielleicht liegt es daran, dass wir vergessen haben, wie Verbindung wirklich entsteht. Sie braucht Mut zur Echtheit. Sie braucht ein Herz, das nicht glänzen, sondern berühren will. Und vielleicht sind wir kollektiv an einem Punkt, an dem das Digitale lauter geworden ist als das Menschliche. Doch darunter gibt es uns: fühlende, sehnende, lichtvolle Wesen, die berühren wollen und selbst berührt werden möchten. Wir alle tragen diese tiefe Sehnsucht nach echter Begegnung in uns – nicht als Bedürftigkeit, sondern als Wahrheit unserer Natur.

Ich weiß, wie sich diese stille Leere anfühlt. Auch ich habe sie erlebt. Und manchmal – ganz ehrlich – spüre ich sie immer noch. Es ist ein Echo aus einer früheren Zeit, aus Kindheitstagen, aus dem Gefühl, nie ganz dazu gehört zu haben. Aber ich habe auch gelernt, dass genau darin die Chance liegt: Die Verbindung, die wir suchen, beginnt bei uns selbst. Bei unserem eigenen Licht. Bei unserer Bereitschaft, nicht auf Applaus zu warten, sondern einfach zu leuchten – weil wir es sind. Denn jeder Impuls aus der Seele, jede ehrliche Geste, jedes Wort mit Herz hat seinen Platz im großen Feld. Auch wenn die Reaktion leise bleibt, heißt das nicht, dass niemand berührt wurde. Vielleicht ist es gerade unsere stille Echtheit, die jemanden da draußen rettet – oder erinnert. An sich selbst. An das Licht.
Und so ist das mein Ruf an uns alle. Lasst uns Räume schaffen, in denen Tiefe und mehr zählt als Tempo. In denen es nicht um Sichtbarkeit geht, sondern um Echtheit. Und wenn wir teilen, dann nicht, um gesehen zu werden – sondern weil wir etwas zu geben haben, das aus Liebe kommt. Dann wird aus „vernetzt“ vielleicht wieder ein „wirklich verbunden. Und das ist es, worauf es ankommt.
Mit verbundenen Grüßen
Christian



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