GOTT auf einer Skala von 1 bis 10
- Christian Vorsmann

- 16. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Juni

Eins bedeutet: Ich glaube an nichts. Ich fühle nichts. Ich bin allein.
Zehn bedeutet: Ich bin verbunden. Gehalten. Geführt.
Aber wo stehst du?
Vielleicht ändert sich deine Zahl von Tag zu Tag. Vielleicht schwankt sie zwischen Schmerz und Hoffnung, zwischen Nähe und Zweifel. Vielleicht war sie mal hoch – und ist heute ganz weit unten. Vielleicht fragst du dich, warum ich überhaupt über Gott schreibe – mitten zwischen Hypnose, Aufstellungen, innerem Kind und astrologischen Impulsen. Warum dieses große Wort plötzlich auftaucht, da, wo du vielleicht etwas anderes erwartet hättest.
Die Antwort ist einfach: Weil alles, was ich tue, letztlich genau dahin führt.
Zu diesem einen Punkt, wo wir aufhören zu kämpfen. Wo wir leer werden. Still. Offen. Wo wir nicht mehr funktionieren müssen. Und wo etwas in uns endlich beginnt zu atmen. Etwas, das tiefer ist als jede Methode. Weiter als jede Technik.
Ich nenne es: Gott.
Du darfst es nennen, wie du willst: Leben. Quelle. Liebe. Wahrheit. Licht. Es geht nicht um ein Wort. Es geht um eine Erfahrung. Eine Begegnung. Eine innere Wahrheit, die nicht von außen kommt – sondern von innen erwacht.
Aber hier ist die ehrlichste Frage:
Wie viel Raum hat Gott in deinem Leben – wirklich?
Was bekommt deine Aufmerksamkeit?
Unsere Energie folgt unserer Aufmerksamkeit. Das, worauf wir uns fokussieren, wird groß. Wird mächtig,
Bedeutsam.
Ist es dein Beruf? Dein Überleben? Deine Beziehungen? Deine Sorgen? Wie oft lenken wir unsere ganze Kraft auf das, was gerade drückt, fehlt, verletzt?
Und Gott?
Manchmal ist er nur noch eine letzte Hoffnung, wenn nichts anderes mehr hilft.
Ein Notnagel. Eine stille Idee. Eine Erinnerung an Kindertage.
Vielleicht hast du gebetet – und nichts ist passiert. Vielleicht warst du fünf oder sechs – und hast zum ersten Mal nach oben geschaut. Mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst. Und niemand kam. Kein Wunder. Kein Trost. Nur Stille. Und in dir entstand dieser leise Riss:
Wenn es Gott gibt – wo war er da?
Wir lernen früh: Es gibt niemanden, der immer da ist. Auch nicht Gott. Und so werden wir groß, werden stark, überlebensfähig, vernünftig. Aber tief drinnen bleibt diese Sehnsucht. Und manchmal – wenn alles zusammenbricht – flackert sie auf. Dann rufen wir wieder. Und wieder bleibt es still.
Oder?
Vielleicht ist Gott gar nicht abwesend. Vielleicht sind wir es, die nicht mehr empfangen können. Weil wir zu lange funktioniert haben. Weil unser inneres Kind fast gestorben wäre vor Schmerz. Weil sich ein Teil unserer Seele abgespalten hat, um zu überleben. Und was übrig blieb, war ein Leben ohne Gefühl. Ohne Echtheit. Ohne Nähe. Und vielleicht auch ohne Gott.
So, Gott – wo warst du da?
Nicht als fromme Frage, sondern als echter Ruf. Als wütender Schrei. Als Träne, die nie geweint werden durfte. Ich will dich nicht als Idee. Ich will dich fühlen. Ich will dich hören. Spüren. Erleben. Ich will nicht glauben müssen. Ich will wissen.
„Ich war da“, sagst du vielleicht. Aber solange ich es nicht fühlen kann – reicht es nicht.
Denn ich bin dein Kind. Und ich erwarte von einem Vater, dass er da ist, wenn ich ihn am meisten brauche. Auch wenn ich schimpfe. Wütend bin. Zweifel. Das ist Liebe. Bedingungslos.
Und ja – ich weiß: Es gab auch Wunder. Kleine, große, stille. Aber die Wunde bleibt. Die Trennung. Und die Angst:
Was, wenn du dich nie mehr meldest? Was, wenn ich dich mein Leben lang verpasst habe, weil ich auf der falschen Frequenz war?
Die Frequenz von Angst. Mangel. Sorge. Die Frequenz, auf der Gott kaum durchdringt.
Aber was wäre, wenn du umstellst? Nicht perfekt. Nicht über Nacht. Aber in kleinen Schritten.
Was, wenn du Gott wieder eine Chance gibst?
Nicht als Gott der Religionen. Sondern als dein Ursprung. Deine Frequenz. Deine Seele.
Was, wenn du ihn im Atem findest? Im Vogelruf am Morgen? Im warmen Licht auf deiner Haut? Im Menschen, der zur rechten Zeit da ist?
Was, wenn Gott nicht sagt: „Was brauchst du?“ Sondern fragt: „Bist du bereit?“
Bereit, still zu werden. Bereit, die Maske abzunehmen. Bereit, dich selbst wieder zu fühlen.
Nicht als Projekt. Sondern als Seele.
Und vielleicht – ganz vielleicht – wirst du dann eines Tages nicht mehr fragen:
"Wo warst du?", sondern sagen: "Danke. Du warst immer da. Ich konnte dich nur lange nicht spüren."
Also… nochmal:
Auf einer Skala von 1 bis 10 – wo steht Gott in deinem Leben?
Nicht als Idee. Sondern als Nähe. Nicht als Theorie. Sondern als gelebte Wahrheit.
Egal, wo du stehst: Du kannst dich entscheiden. Nicht für ein Dogma. Sondern für eine neue Aufmerksamkeit. Eine neue Frequenz. Eine neue Erfahrung.
Gott ist da. Immer. Still. Wartend. Bereit. Nicht fordernd. Aber einladend.
Du bist nicht die Glühbirne. Du bist das Licht.
Und wenn du dich erinnerst, dass du leuchtest – dann beginnt es. Dann ist da wieder etwas in dir, das atmet. Und vielleicht brauchst du dafür jemanden an deiner Seite. Ein Ohr. Ein Raum. Ein Herz, das still sagt:
„Du bist nicht allein.“
Ich bin da. Wenn du bereit bist.



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