Du bist das Licht
- Christian Vorsmann

- 22. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Wir verbringen unser Leben damit, die Form zu perfektionieren.
Den Körper. Die Rolle. Die Geschichte.
Wir feilen an Wünschen, Zielen, Glaubenssätzen, Gewohnheiten – und wundern uns,
warum sich trotz all der Mühe nichts Grundlegendes verändert.
Doch das Entscheidende ist nie die Form.
Das Entscheidende ist das, was durch die Form hindurchstrahlt.
Es ist ein Missverständnis, das wir alle gelernt haben:
Wir glauben, wir sind unser Körper.
Wir glauben, wir sind unsere Gedanken.
Wir glauben, wir sind unsere Vergangenheit.
Aber das stimmt nicht.
Der Körper ist ein Instrument.
Die Persönlichkeit ist ein Werkzeug.
Die Geschichte ist eine Spur im Sand.
Und du – du bist das Licht, das durch all das hindurchscheint.
Das Licht interessiert sich nicht für Perfektion.
Es interessiert sich nicht für richtig oder falsch.
Es interessiert sich nicht für Bewertung, Vergleich oder Anpassung.
Es ist einfach.
Es leuchtet.
Immer.
Wenn du in die Augen eines Menschen schaust, siehst du manchmal etwas,
das größer ist als alle Worte.
Eine Stille, die nicht erklärt werden muss.
Einen Raum, der Zeit und Form übersteigt.
Ein Leuchten, das dich berührt, ohne etwas zu wollen.
Dieses Leuchten bist du.
Nicht das Gesicht, das du trägst.
Nicht die Maske, die du gebaut hast.
Nicht das Verhalten, das du dir antrainiert hast, um dazuzugehören.
Sondern der Raum dahinter.
Die Kraft dahinter.
Die Präsenz, die da ist, bevor ein Gedanke auftaucht.
Wenn du dich mit der Form identifizierst, bist du begrenzt.
Wenn du dich mit der Form verwechselst, wirst du kleiner als du bist.
Wenn du glaubst, du bist deine Wunden, deine Angst, deine Geschichte, dann kämpfst du ein Leben lang gegen Schatten.
Doch sobald du beginnst zu sehen – wirklich zu sehen – verändert sich alles:
Du erkennst, dass die Form kommt und geht.
Dass Gedanken kommen und gehen.
Dass Gefühle kommen und gehen.
Aber etwas bleibt.
Etwas bleibt immer.
Dieses Bleibende bist du.
Es ist wie ein stilles Auge hinter allen Bildern.
Wie ein klarer Himmel hinter jeder Wolke.
Wie ein reines Licht hinter jedem Schatten.
Wenn Menschen sagen, sie spüren etwas in deiner Nähe – Ruhe, Tiefe, Frieden –, dann spüren sie nicht deine Persönlichkeit.
Sie spüren dein Licht.
Deine Essenz.
Deine wahre Natur.
Vielleicht ist jetzt der Moment, in dem du beginnst, dich nicht mehr klein zu halten.
Nicht mehr zu verstecken.
Nicht mehr darauf zu warten, dass die Welt dir erlaubt zu leuchten.
Vielleicht ist jetzt der Moment, an dem du es einfach tust.
Nicht perfekt.
Nicht mutig.
Nicht laut.
Sondern wahr.
Du bist nicht die Glühbirne.
Du bist das Licht.
Und wenn du das wirklich verstehst – nicht im Kopf, sondern im Sein –
dann hörst du auf, dich zu verbiegen.
Dann hörst du auf, dich zu rechtfertigen.
Dann hörst du auf, dich klein zu denken.
Dann beginnst du zu leuchten.
Natürlich.
Unaufdringlich.
Echt.
Und das ist alles, was die Welt je von dir gebraucht hat.



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