Alles ist Information – doch erst der Empfänger gibt ihr Bedeutung
- Christian Vorsmann

- 3. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Manchmal genügt ein einziges Wort – und etwas in uns verändert sich. Ein Satz, ein Blick, ein Geräusch, und plötzlich spüren wir: Da passiert was. Vielleicht kribbelt’s im Bauch, vielleicht zieht sich etwas zusammen – und wir wissen nicht einmal, warum.
Ich erlebe das oft in meiner Arbeit. Ein Mensch setzt sich auf einen Stuhl, auf dessen Rückenlehne ein einziges Wort steht. Er weiß nicht, welches. Und trotzdem reagiert er. Manche werden ruhig, andere nervös, einige müssen plötzlich lachen oder weinen. Wir alle sind Resonanzwesen.
Alles um uns ist Information. Das Lied im Radio. Der Film, den wir schauen. Die Worte, die jemand zu uns sagt – oder eben nicht sagt. Information trifft auf unser System, auf unsere Geschichte, auf all das, was wir erlebt, verdrängt oder vergessen haben.
Und dann geschieht Resonanz. Bei dem einen macht dieselbe Nachricht gar nichts, bei dem anderen öffnet sie ein ganzes Meer an Gefühlen. Nicht, weil die Information „gut“ oder „schlecht“ wäre –sondern, weil sie auf etwas trifft, das schon in uns angelegt ist.
Ein Beispiel: Jemand sagt einen harmlosen Satz – und plötzlich fühlen wir uns kritisiert oder klein. Das liegt nicht an der Information, sondern an der Deutung, die wir ihr geben. Und diese Deutung entspringt unserer Geschichte.
Ein Stuhl ist nur ein Stuhl. Aber sobald ich ihn „meinen Platz“ nenne, bekommt er Bedeutung. Ein Wort ist nur Schwingung –bis es in mir etwas zum Klingen bringt. Wenn uns also etwas triggert oder verletzt, dann will uns das Leben nicht ärgern, sondern aufmerksam machen. Da meldet sich etwas, das gesehen werden will.
Die Kunst liegt darin, nicht sofort in Abwehr zu gehen. Nicht gleich das Problem lösen, nicht sofort drüber reden oder es wegschieben. Sondern still werden. Fühlen. Denn Bewusstsein ist wie Licht –und jeder Schatten verliert seine Macht, wenn wir ihn ansehen. Wie ein Vampir, der im Dunkeln wirkt, aber im Licht vergeht.
Vielleicht ist das die eigentliche Heilung: nicht, die Welt zu verändern, sondern zu erkennen, was in uns reagiert, und es mit Liebe zu betrachten. Denn am Ende ist es immer dasselbe Prinzip: Nicht die Information verändert uns –sondern die Bedeutung, die wir ihr geben.
Heilung ist immer Ganzheit. Erst wenn wir ganz sind, können wir heil sein. Ganz sein heißt, alle Schatten anzusehen, auf alle Schatten Licht zu werfen –so lange, bis jede Information in uns nur noch eine Resonanz hat: Frieden.
Verstehen – Vergeben – Verbinden. Die Bewegung vom Wort zum Licht.
Wenn Worte in dir etwas bewegt haben, dann ist es vielleicht dein eigenes Licht, das erinnert werden will.



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